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Externes Audit meistern: Ihr praxisorientierter Leitfaden

Ein externes Audit steht bevor – ein Gedanke, der in vielen Unternehmen für Anspannung sorgt. Doch was oft als formale Pflicht wahrgenommen wird, um eine Zertifizierung zu erlangen oder Lieferketten zu sichern, ist in Wahrheit eine wertvolle Chance. Ein gut vorbereitetes Audit deckt nicht nur Konformitätslücken auf, sondern liefert auch entscheidende Impulse zur Optimierung Ihrer Prozesse und zur Stärkung Ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Dieser Leitfaden führt Sie praxisorientiert und verständlich durch den gesamten Prozess. Von der klaren Definition über den detaillierten Ablauf bis hin zur richtigen Vorbereitung erhalten Sie alle Werkzeuge, um Ihr nächstes externes Audit souverän und erfolgreich zu gestalten.

Was ist ein externes Audit? Eine klare Definition

Der Begriff „externes Audit“ sorgt in Unternehmen oft zunächst für Anspannung. Dabei handelt es sich im Kern um ein wertvolles Werkzeug zur Weiterentwicklung. Ein externes Audit lässt sich präzise definieren als eine systematische, unabhängige und dokumentierte Überprüfung Ihrer Unternehmensprozesse, Ihres Managementsystems oder Ihrer Produkte durch eine fachkundige, außenstehende Partei.

Der Hauptzweck dieser Prüfung ist es, objektiv festzustellen, ob die geprüften Bereiche die vorher festgelegten Anforderungen erfüllen. Diese Anforderungen können vielfältig sein:

  • Normen: Die Konformität mit internationalen Standards wie der ISO 9001 für Qualitätsmanagement.
  • Gesetze: Die Einhaltung gesetzlicher oder behördlicher Vorschriften.
  • Verträge: Die Erfüllung spezifischer Kundenanforderungen.

Der entscheidende Punkt ist die Unabhängigkeit. Der Auditor oder die Auditorin kommt nicht aus Ihrem Unternehmen. Dieser unvoreingenommene externe Blick ist genau das, was das externe Audit so wirkungsvoll macht. Im Qualitätsmanagement (QM) ist ein solches Audit daher kein optionales Übel, sondern ein zentraler Baustein, um die Leistungsfähigkeit glaubwürdig nachzuweisen und Vertrauen bei Kunden und Partnern zu schaffen.

Externes vs. internes Audit: Die entscheidenden Unterschiede

Um den Begriff „externes Audit“ noch schärfer zu fassen, ist die Abgrenzung zum internen Audit hilfreich. Obwohl sich beide mit der Überprüfung von Prozessen befassen, verfolgen sie grundlegend verschiedene Ziele. Die wesentlichen Unterschiede zwischen einem externen und einem internen Audit zeigt die folgende Tabelle:

KriteriumInternes Audit (First-Party)Externes Audit (Second-/Third-Party)
AuditorQualifizierte Mitarbeiter des eigenen UnternehmensUnabhängige, externe Partei (z. B. Zertifizierer, Kunde)
Zweck & ZielKontinuierliche Verbesserung, Vorbereitung, SchwachstellenanalyseOffizieller Konformitätsnachweis, Zertifizierung, Lieferantenbewertung
PerspektiveUnternehmensinterne („subjektive“) SichtweiseStreng objektiver und neutraler Blick von außen
ErgebnisInterne Maßnahmenpläne zur OptimierungErteilung/Verweigerung eines Zertifikats, Aufnahme/Ausschluss als Lieferant

Arten von externen Audits: Zertifizierungs- und Lieferantenaudits

Der Begriff „externes Audit“ ist nicht immer eindeutig. Für Unternehmen ist es jedoch entscheidend, zu verstehen, mit welcher Art von Prüfung sie es zu tun haben, da sich daraus unterschiedliche Ziele ergeben. Die international anerkannte Norm ISO 19011, der Leitfaden für die Auditierung von Managementsystemen, schafft hier Klarheit, indem sie Audits nach der Beziehung zwischen Auditor und auditiertem Unternehmen einteilt.

Zur vollständigen Einordnung wird zunächst das interne Audit betrachtet:

  • First-Party-Audit (Internes Audit): Hierbei prüft sich das Unternehmen selbst. Eigene, geschulte Mitarbeiter auditieren interne Prozesse. Es ist eine unverzichtbare Generalprobe zur Aufdeckung von Schwachstellen und zur Sicherstellung der Konformität.

Die eigentlichen externen Prüfungen lassen sich dann wie folgt unterscheiden:

  • Second-Party-Audit (Lieferantenaudit): Diese Form von externem Audit ist in komplexen Lieferketten weit verbreitet. Hier auditiert ein Kunde (die 2. Partei) seinen Lieferanten (die 1. Partei), um dessen Leistungsfähigkeit und Konformität mit vertraglichen Vereinbarungen sicherzustellen.
  • Third-Party-Audit (Zertifizierungsaudit): Dies ist die klassische Form, wenn es um eine offizielle Zertifizierung geht. Eine unabhängige, akkreditierte Organisation wie eine Zertifizierungsstelle (die 3. Partei) führt das externe Audit durch. Ziel ist es, objektiv zu bestätigen, dass ein Managementsystem einer Norm – etwa der ISO 9001 – entspricht. Ein erfolgreiches Audit ist die Voraussetzung zur Erlangung eines anerkannten Zertifikats.

Der Ablauf eines externen Audits in 5 Phasen

Ein externes Audit, insbesondere zur Erlangung einer Zertifizierung nach Normen wie der ISO 9001, folgt einem standardisierten und transparenten Prozess. Dieser strukturierte Ablauf eines externen Audits gliedert sich für Ihr Unternehmen in fünf Kernphasen.

Phase 1: Planung und Voruntersuchung

Sie nehmen Kontakt zur ausgewählten Zertifizierungsstelle auf. Gemeinsam werden Geltungsbereich (Scope), Ziele und Zeitplan definiert. Oft prüft der Auditor vorab Ihre zentrale Dokumentation (z. B. das QM-Handbuch), um die Auditreife zu bewerten.

Phase 2: Vorbereitung des Audits vor Ort

Der Auditor erstellt einen detaillierten Auditplan, der festlegt, welche Bereiche und Ansprechpartner wann geprüft werden. Meist ist es die Aufgabe des Qualitätsmanagementbeauftragten (QMB), diesen Plan intern zu kommunizieren und die Durchführung des externen Audits organisatorisch vorzubereiten.

Phase 3: Durchführung des Audits

Das Audit vor Ort beginnt mit einem Eröffnungsgespräch. Anschließend werden durch Interviews, Begehungen und stichprobenartige Prüfungen Nachweise gesammelt. Bei einem externen Prozessaudit steht die praktische Umsetzung Ihrer Vorgaben im Fokus. Ein Abschlussgespräch fasst die vorläufigen Feststellungen zusammen.

Phase 4: Erstellung des Auditberichts

Nach dem Audit fasst der Auditor alle Erkenntnisse in einem offiziellen Auditbericht zusammen. Dieses Dokument listet neutral und sachlich alle geprüften Bereiche, Konformitäten und festgestellten Abweichungen auf.

Phase 5: Nachbereitung und Maßnahmenverfolgung

Sollten Abweichungen identifiziert worden sein, muss Ihr Unternehmen wirksame Korrekturmaßnahmen planen und deren Umsetzung nachweisen. Nach erfolgreicher Prüfung dieser Maßnahmen – in manchen Fällen ist ein kurzes Nachaudit nötig – wird das Zertifikat erteilt oder bestätigt.

Die richtige Vorbereitung: Ihre Checkliste für ein erfolgreiches Audit

Mit einer strukturierten Vorbereitung wird das Audit von einer Pflichtübung zu einer strategischen Chance. Die folgenden Checklisten helfen Ihnen, den Prozess souverän zu meistern.

Organisatorische Vorbereitung

  • Zentraler Ansprechpartner: Benennen Sie eine Person als Hauptkontakt für den Auditor, um die Kommunikation zu bündeln.
  • Dokumentenverfügbarkeit: Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Unterlagen (QM-Handbuch, Prozessbeschreibungen) aktuell und leicht zugänglich sind.
  • Mitarbeiterinformation: Schulen Sie beteiligte Mitarbeiter über Zweck und Ablauf. Gut informierte Teams agieren souveräner auf Fragen im externen Audit.
  • Ressourcenplanung: Planen Sie ausreichend Zeit und einen geeigneten Arbeitsraum für den Auditor ein.
  • Interner Probelauf: Führen Sie vorab ein internes Audit durch. Dies ist der beste Weg, um Schwachstellen frühzeitig zu beheben.

Verhalten während des Audits: Dos und Don’ts

  • Do – Ehrlich und transparent sein: Betrachten Sie das Audit als Chance zur Verbesserung. Offenheit schafft Vertrauen.
  • Do – Präzise antworten: Beantworten Sie Fragen auf den Punkt. Geben Sie nur die Informationen, die erforderlich sind.
  • Do – Rückfragen stellen: Bitten Sie bei Unklarheiten um Klärung, anstatt zu spekulieren.
  • Don’t – Vermutungen äußern: Wenn Sie eine Antwort nicht wissen, sagen Sie es offen und bieten an, die Information nachzureichen.
  • Don’t – Probleme verbergen: Der Versuch, Schwachstellen zu verstecken, untergräbt die Glaubwürdigkeit und wird fast immer entdeckt.

Praxis-Tipp: Ein Auditor ist kein Berater. Seine Aufgabe ist es, die Konformität festzustellen, nicht, Ihnen Lösungen vorzuschlagen. Nehmen Sie seine Feststellungen sachlich auf und nutzen Sie sie als Basis für Ihre internen Verbesserungen.

Die Rolle des externen Auditors: Auswahl und Zusammenarbeit

Der Erfolg eines Audits hängt maßgeblich von der Kompetenz des Auditors ab. Die Auswahl des richtigen Partners ist daher eine strategische Entscheidung.

  • Anforderungen an den Auditor: Die Frage, wer externe Audits durchführen darf, wird klar geregelt. Ein externer Auditor muss bei einer akkreditierten Zertifizierungsstelle zugelassen sein. Akkreditierungsstellen wie die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) stellen sicher, dass Auditoren definierte Standards an Kompetenz und Unparteilichkeit einhalten.
  • Auswahl der Zertifizierungsstelle: Achten Sie nicht allein auf den Preis. Mindestens ebenso wichtig sind die Reputation der Stelle und die nachweisliche Branchenerfahrung des Auditors. Ein Auditor, der Ihre Branche versteht, kann das Audit wesentlich zielführender gestalten.
  • Die Basis der Zusammenarbeit: Eine professionelle und respektvolle Zusammenarbeit ist entscheidend für einen konstruktiven Verlauf. Ein kurzes Vorgespräch kann helfen, die Erwartungen auf beiden Seiten zu klären und eine positive Grundlage für das Audit zu schaffen.

Fazit: So wird Ihr nächstes externes Audit zum Erfolg

Ein externes Audit wird oft primär als kritische Prüfung wahrgenommen. Die Praxis zeigt jedoch eindeutig: Es ist weit mehr als eine formale Pflicht. Es ist eine der wertvollsten Gelegenheiten, Ihr Unternehmen durch eine objektive, professionelle Brille zu betrachten und gezielte Verbesserungen anzustoßen.

Nutzen Sie daher die Erkenntnisse aus diesem Leitfaden, um Ihr nächstes externes Audit strategisch vorzubereiten. Mit der richtigen Einstellung und einer strukturierten Planung verwandeln Sie eine Anforderung in einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil.

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Ein externes Audit kann komplex sein. Unsere Experten unterstützen Sie bei der Vorbereitung und Umsetzung, um die Zertifizierung erfolgreich zu meistern.

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Geschäftsführer @ 

„Seit 1996 berate ich verschiedenste Kunden – von KMU bis zu Großkonzernen. Meine Beratungsschwerpunkte liegen im Bereich der Informationssicherheit und der Managementsysteme. Neben den Projekteinsätzen in unterschiedlichen Branchen bin ich als Dozent für verschiedene Bildungsträger tätig. Meine Devise ist einfache, praktikable und wirtschaftliche Lösungen für unsere Kund*innen zu finden.“


Eckhard Köllner

„Seit 1996 berate ich verschiedenste Kunden – von KMU bis zu Großkonzernen. Meine Beratungsschwerpunkte liegen im Bereich der Informationssicherheit und der Managementsysteme. Neben den Projekteinsätzen in unterschiedlichen Branchen bin ich als Dozent für verschiedene Bildungsträger tätig. Meine Devise ist einfache, praktikable und wirtschaftliche Lösungen für unsere Kund*innen zu finden.“

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