Informationssicherheit im Nicht-EU-Ausland: Andere Länder, andere Sitten
Selbst im Urlaub kann man dem eigenen Berufsalltag nicht gänzlich entfliehen. – Besonders im Nicht-EU-Ausland fasziniert der Umgang mit Datenschutz und Informationssicherheit in Abwesenheit der DSGVO. Hier möchte ich einige Informationssicherheits-Eindrücke aus Mexiko teilen.
WhatsApp statt E-Mail?
In Mexiko wird WhatsApp für allerhand geschäftliche Kommunikation genutzt. Man kann über WhatsApp in Mexiko beispielsweise:
- Pizza bestellen
- (Corona-)Termine im Kinderbekleidungsgeschäft buchen
- Hochzeit-DJs engagieren
In Deutschland ist „E-Mail“ meist das geschäftliche Kommunikationsmittel der Wahl – in Mexiko nutzen die Unternehmen ganz selbstverständlich WhatsApp für Bestellungen, Buchungen und Kundenservice.
Warum findet WhatsApp in deutschen Unternehmen weniger Verwendung?
Dafür gibt es zwei Gründe:
- Kulturell: Deutschen Unternehmer*innen scheint die Trennung von beruflicher und privater Kommunikation wichtiger zu sein als mexikanischen Unternehmer*innen.
- Rechtlich: Wenn Sie in Deutschland bei der geschäftlichen Kommunikation ungefragt auf WhatsApp wechseln, dann begehen Sie im schlimmsten Fall einen schweren Datenschutzverstoß. – Mehr dazu erfahren Sie in unserem Social-Media-Post zum Thema „WhatsApp auf dem Diensthandy“.
Facebook statt Homepage?
In deutschen Unternehmen hat Facebook – durch Konkurrenz zu Instagram, LinkedIn, TikTok und Co. – größtenteils ausgedient. In mexikanischen Unternehmen ist Facebook mit Abstand das beliebteste Tool für Kundenakquise.
Viele mexikanische Kleinunternehmer verzichten heute komplett auf die kostspielige Verwaltung einer eigenen Firmen-Website. Stattdessen platzieren sie alle relevanten Informationen auf Facebook.
Das zeigt: Facebook hat in Mexiko noch einen riesigen Marktanteil.
Jeder weiß, dass alle wichtigen Informationen zu Restaurants, Dienstleister*innen und Geschäften bei Facebook verfügbar sind – deshalb fokussieren Unternehmer*innen und Konsument*innen sich auf die Social-Media-Plattform.
Im Vergleich dazu ist die Medienlandschaft in Deutschland deutlich kleinteiliger.
Hier hat die Google-Suche zwar ein vergleichbares Markt-Standing mit der mexikanischen Facebook-Präsenz, aber: Um von Kund*innen gefunden zu werden, müssen deutsche Unternehmen deutlich mehr Plattformen gleichzeitig bespielen.
Ich glaube: Die Konkurrenz auf dem deutschen Markt tut Unternehmer*innen und Kund*innen gut.
Denn durch den ständigen Konkurrenzdruck sind die Plattformen gezwungen, sich weiterzuentwickeln und den User*innen kontinuierlich gute Angebote im Hinblick auf Datenschutz und Nutzerfreundlichkeit zu machen.
WLAN-Passwort statt Hotspot?
In Mexiko ist der Netzwerk-Zugang etwas unbürokratischer als in Deutschland.
Folgendes Bild präsentierte sich mir in einem mexikanischen Bistro:
Das Angebot von kostenlosem Internet ist zwar großzügig verteilt und komfortabel, aber den Zugangscode so auszustellen ist zweifellos nicht die sicherste Alternative für einen WLAN-Zugang. – Dann kann man auch gleich einen öffentlichen Hotspot einrichten.
Fazit: Unbürokratisch, aber unsicher?
In Mexiko ist vieles einfacher – etwa der Unternehmenskontakt über WhatsApp oder der Zugang zu WLAN-Netzwerken mit Passwortzettel am Restauranttisch.
Besonders, wenn man den strengen deutschen Umgang mit Datenschutz gewöhnt ist, läuft das tägliche Leben dadurch an vielen Stellen unkomplizierter ab.
Aber: Die strengen deutschen Datenschutzbestimmungen schützen sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Und diesen Schutz – mag er manchmal auch die eigenen Freiheiten einschränken – möchte ich nicht missen.
Mein persönliches Fazit: Den Urlaub lieber zeitweise offline verbringen, als jedes ungesicherte Netzwerk mitzunehmen. – Das ist nicht nur sicherer, sondern auch deutlich entspannter.
„Seit 1996 berate ich verschiedenste Kunden – von KMU bis zu Großkonzernen. Meine Beratungsschwerpunkte liegen im Bereich der Informationssicherheit und der Managementsysteme. Neben den Projekteinsätzen in unterschiedlichen Branchen bin ich als Dozent für verschiedene Bildungsträger tätig. Meine Devise ist einfache, praktikable und wirtschaftliche Lösungen für unsere Kund*innen zu finden.“